Blick auf eine grüne Palmöllandschaft in Indonesien.

BDSI im Einsatz für Nachhaltigkeit: Erfolgsgeschichten von Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeugern aus Sumatra

Gemeinsamer Einsatz für nachhaltiges Palmöl zeigt Wirkung! Bereits seit zwei Jahren unterstützt der Bundesverband der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI) das Mitgliederprojekt des Forum Nachhaltiges Palmöl (FONAP). Erste Erfolge bei der Unterstützung indonesischer Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeuger, nachhaltig zu wirtschaften, wurden weiter ausgebaut und vertieft. Welche neuen Entwicklungen gibt es vor Ort?

Ein Gastbeitrag des Forum Nachhaltiges Palmöl e. V. (FONAP)

Titelfoto: © FONAP/ Tegar Wijaya (Rumah Obor)

Netti aus Merlung, Tanjung Jabung Barat in Jambi, Sumatra, ist Kleinerzeugerin und kultiviert wie so viele Menschen in dieser Region Ölpalmen auf kleinen Parzellen. Als Mitglied der Gruppe unabhängiger Kleinbäuerinnen und Kleinbauern „FPS-MRM“ erhält sie im Rahmen des Projekts Schulungen in regenerativer Landwirtschaft. Sie lernte dabei unter anderem, wie sie aus dem Urin ihrer Nutztiere eigenes Düngemittel herstellen kann. Dabei war sie zunächst, wie auch viele andere Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeuger, zögerlich, die konventionellen Düngemittel durch biologische zu ersetzen.

Doch die Resultate anderer Kleinbäuerinnen und Kleinbauern überzeugten sie schlussendlich: „Ich habe Vieh und nutze deren Mist, wodurch meine Ölpalmen grüner werden und der Boden locker ist, sodass ich auch Gemüse zwischen den Bäumen pflanzen kann. Ich war mutig und interessiert, weil einige meiner Freunde in der Mitgliedergruppe bereits regenerative Landwirtschaft praktiziert haben.“, berichtet sie.

Seit Beginn des Jahres 2022 engagieren sich FONAP-Mitglieder zusammen mit dem indonesischen Palmölforum FORTASBI und den lokalen NGOs Setara Jambi und CAPPA in der Region. Im September 2023 ging das Projekt mit dem weiteren Partner KOLTIVA, führender Experte für Rückverfolgbarkeit, in eine zweite Phase über. Der BDSI ist von Anfang an ins Projekt involviert.

In der ersten Projektphase wurden bereits über 500 RSPO-zertifizierte Kleinbäuerinnen und Kleinbauern in regenerativen Landwirtschaftsmethoden geschult. Das Projekt engagiert sich in der Region zudem für Wiederaufforstung und den Schutz des Flusses Pengabuan. Die zweite Projektphase baut auf diesen Erfolgen auf, stärkt Kapazitäten und weitet die Projektregion in den Nachbardistrikt Tebo weiter aus.

Datenbasierte Ansätze für zukunftsfähiges Wirtschaften

Um die Projektarbeit vor Ort kontinuierlich zu verbessern, kooperieren die Durchführungsorganisationen in der neuen Projektphase erstmals mit der Organisation KOLTIVA, welche über ein noch ausgereifteres Datenverwaltungssystem verfügt. Die Daten der beteiligten Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeuger werden seitdem noch ausführlicher katalogisiert, um langfristig bedürfnisorientierte und zukunftsfähige Umsetzungsmaßnahmen zu realisieren.

Denn die Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeuger vor Ort stehen vor vielseitigen Herausforderungen: Probleme bei der Rückverfolgbarkeit ihrer Ölpalmenerzeugnisse erschweren den Verkauf an verarbeitende Mühlen. Eine weitere Hürde stellen die sinkenden Verkäufe von Kleinbauernzertifikaten dar. Für die Zertifizierung sind Geolokalisierungs- und Legalitätsnachweise notwendig – der Prozess dahin ist oft komplex und ressourcenintensiv. All diese Faktoren erschweren es, die erzeugten Produkte zu einem fairen Preis auf den Markt zu bringen.

Die Mitarbeitenden von KOLTIVA unterstützen daher im Rahmen des Projekts Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeuger dabei, ihre Plots mithilfe einer mobilen Anwendung zu kartieren. Diese Maßnahme verbessert nicht nur die Transparenz entlang der Lieferkette, sondern ermöglicht auch einen besseren Zugang zu verschiedenen Stakeholdern. Bisher wurden so bereits GPS- und Polygondaten von über 1.000 Kleinerzeugenden in zwei Projektdistrikten erfolgreich erfasst. Der Zugang zu ihren eigenen Daten liefert wertvolle Informationen über die erreichten Erträge und hilft ihnen dabei, auch in Zukunft den Anforderungen internationaler Richtlinien, wie beispielsweise der neuen EU-Entwaldungsverordnung (EUDR), gerecht zu werden.

Auch Kleinbauer Ipul besitzt eine Ölpalmenplantage im Dorf Pulau Pauh,Tanjung Jabung, in Jambi, und setzt große Hoffnungen in das Projekt: „Ich hoffe, dass die Datensammlung es uns erleichtern wird, die Vollständigkeit der Unterlagen zur Beantragung der RSPO-Zertifizierung sicherzustellen, zu der auch der Antrag auf den Legalitätsnachweis gehört. Außerdem stehen wir in Tanjung Jabung Barat vor dem Problem des weit verbreiteten Diebstahls von frischen Ölpalmen-Fruchtbündeln, daher wäre auch eine datenbasierte Sicherheitsanwendung, die den Standort der Plantagen anzeigen kann, hilfreich.“

Aufschwung durch Wiederaufforstung

„Durch den Anbau von Chilischoten, Zitronengras, Gemüse und Bananenherzen erleben wir bereits wirtschaftliche Fortschritte durch die Wiederaufforstung der Gemeinschaftswälder. Kaffee und Lichtnussbäume sind noch im Wachstum. Ähnlich wie in der Landwirtschaft müssen wir hier noch ein oder zwei Jahre warten, um die Ergebnisse zu sehen.“, erklärt Aminuddin. Er ist Kleinbauer im Dorf Penoban, Tanjung Jabung Barat in Jambi, Sumatra und engagiert sich vor Ort durch Wiederaufforstung für den Erhalt ökologisch wertvoller Flächen.

Aminuddin ist Mitglied vom KTH Penoban Lestari, einer von drei Gruppen für soziale Forstwirtschaft, die im Rahmen des Projekts nun bereits im zweiten Jahr dabei unterstützt werden, den geschädigten Wald in der Region wieder instand zu setzen. Renaturierung und nachhaltige Landschaftspflege stehen dabei im Fokus der Maßnahmen.

Die Projektregion grenzt direkt an den Bukit Tiga Puluh Nationalpark, einem wertvollen Schutzgebiet für bedrohte Tierarten, wie den Sumatra-Orang-Utan und den Sumatra-Tiger. Das Wirtschaften in dieser sogenannten Pufferzone hat einen besonderen Einfluss auf das Ökosystem und somit das natürliche Gleichgewicht im Park, stellt aber auch eine wichtige Lebensgrundlage für lokale Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeuger, wie Aminuddin, dar. Durch die Wiederaufforstung und das Anpflanzen einheimischer Nutzpflanzen, wie Kaffee und Lichtnussbäume, profitieren sowohl die Umwelt als auch die lokale Bevölkerung.

Von der Gruppe zur Kooperative

In der ersten Projektphase wurden drei Frauengruppen bei der Gründung und dem Aufbau von Baumschulen unterstützt. Die von ihnen herangezogenen Pflanzen werden im Rahmen des Projekts für Renaturierung von Wald und Uferzonen genutzt und dienen zugleich als Einkommensquelle. Für die 70 Frauen, die diese Baumschulen betreiben, stellte diese Arbeit oft die erste eigenständige Erwerbstätigkeit dar.

Damit nachhaltig wirtschaftliche Erfolge erzielt werden können, unterstützt das Projekt die Gruppen nun in seiner zweiten Phase mithilfe von Trainings und Beratung bei der Weiterentwicklung ihrer Organisationstrukturen. Es wurden Geschäfts- und Managementpläne angelegt – und es entstand eine Kooperative mit weiblichen Vertreterinnen an der Spitze.

Istrini ist Mitglied der Frauengruppe Nurul Huda in Sungai Penoban, Tanjung Jabung Barat, Jambi und war Teil dieses Prozesses. Sie berichtet: “Durch die Gründung der Kooperative haben wir Mitglieder nun eine klare Übersicht darüber, wie wir das Baumschulengeschäft entwickeln werden. Die Kooperative sorgt für eine strukturierte Organisation, legt Rechte und Pflichten der Mitglieder fest.“ Dies erleichtert den Gruppen zudem die Planung von regelmäßigen Überwachungs- und Evaluierungsterminen zur Kontrolle ihrer Setzlinge.

Gemeinsam für den Flussschutz

Eine nachhaltige Entwicklung für Umwelt und lokale Gemeinschaften – das geht nur unter der Beteiligung Aller. Davon ist auch Muhammad Al Rozi überzeugt. Er ist Mitglied einer Jugendorganisation im Dorf Lubuk Lawas nahe der Uferregion des Pengabuan-Flusses und weiß: „Jugendliche sollten die Wegbereiter in der Bewegung zum Schutz der Flüsse sein.“

Der Fluss Pengbuan und seine Uferregion in Muhammads Heimat sind durch Vermüllung und Überfischung gefährdet, aber auch durch Chemikalien aus den anliegenden Ölpalmenplantagen. In der ersten Phase des Projekts haben bereits fünf Dörfer damit begonnen, einen Uferabschnitt zu schützen. Seit der zweiten Phase sind nun drei weitere Dörfer daran beteiligt. Um Erosion zu verhindern, werden entlang der Uferlinie einheimische Bäume und Büsche gepflanzt, die aus den Baumschulen der Frauenkooperative bezogen werden. Zudem wurden Lubuk Larangan-Zonen eingerichtet, in denen das Fischen nur unter bestimmten Voraussetzungen gestattet ist, wie zum Beispiel bei gemeinschaftlich organisierten „Fischernten“.

Ein besonderes Augenmerk des Projekts liegt auf der Einbeziehung von Jugendlichen in den Flussschutz. Durch Trainings werden sie dabei unterstützt, sich zu organisieren, Neupflanzungen von Setzlingen in den Uferzonen erfolgreich durchzuführen und diese zu überwachen. Muhamad hat dabei gelernt: „Flüsse sind wichtige Ressourcen, nicht nur für sauberes Wasser, Fische und Ökosysteme, sondern dienen auch als Einkommensquelle durch Ökotourismus.“

BDSI im Forum Nachhaltiges Palmöl

Der BDSI ist seit 2019 im FONAP aktiv. Der Branchenverband trägt somit die anspruchsvollen Selbstverpflichtungsziele der Mitglieder ohne Einschränkung mit. Dazu gehört, dass im FONAP engagierte Unternehmen der Süßwarenbranche ihren Palmölbedarf bereits zu 100 Prozent auf zertifizierte Ware umgestellt haben. Durch die Unterstützung des Mitgliederprojekts geht der BDSI noch einen Schritt darüber hinaus: Vor Ort pilotieren sie gemeinsam mit weiteren FONAP-Mitgliedern nachhaltige Anbaumethoden und unterstützen Kleinerzeugerinnen und Kleinerzeuger.
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