Zu viel Sitzen schadet der Gesundheit; das gilt auch im hohen Alter.

Zu viel Sitzen kann Lebenserwartung verkürzen

Dass zu langes tägliches Sitzen ungesund ist, wurde bereits hinlänglich diskutiert. Bereits seit Jahren sorgen sich Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in Industrienationen um stetig wachsende Sitzzeiten – und dies nicht erst seit der Coronavirus-Pandemie. Zu langes Sitzen treibt Forschende nicht nur bei Erwachsenen um, siehe im DKV-Report 2023: „Deutsche lassen ihre Gesundheit sitzen“. Auch bei Kindern und Heranwachsenden gibt es bedenkliche Entwicklungen – und dies vor dem Hintergrund, dass Sitzen salopp formuliert nur „eins besser ist“ als Schlafen. In anderen Worten: Der Energieverbrauch des Körpers unterscheidet sich nur wenig zwischen dem im Zustand des Schlafens und dem des Wachzustands im Sitzen.

Der Mensch ist zwingend auf beständige trophische Reize des aufrechten Ganges angewiesen „Use it or lose it.“ Das gilt nahezu für alle Körperfunktionen, aber ganz besonders für die Muskulatur. Im Sitzen wird vor allem unsere posturale Muskulatur nur wenig bis gar nicht genutzt. „Wir wissen inzwischen, dass der Abbau der Muskulatur einen bedeutsamen Faktor der Funktionseinschränkung und Alterung darstellt“, sagt etwa apl. Professor Dr. Gerhard Huber von der Universität Heidelberg. Sitzen produziert zudem eine Reihe von Stoffwechselentgleisungen, die z. B. für den Glukosetransport in die Muskelzelle sorgen. Besonders sensibel reagiert der Knochenstoffwechsel auf zu langes Sitzen. Dadurch werden Bewegungsmangelerkrankungen begünstigt. Dazu gehören kardiovaskuläre Erkrankungen, Diabetes Typ 2 und sogar Krebserkrankungen (siehe auch hier und hier).

Bewegungsmangel auch bei älteren Menschen ein großes Problem

Nun kommt eine von der University of California, San Diego, im März 2024 im Journal of the American Heart Association (JAHA) veröffentlichte Studie zu bestätigenden und durchaus erschreckenden neuen Erkenntnissen: Zu langes tägliches Sitzen ist offenbar mit einem deutlich erhöhten Sterberisiko verbunden. Hierfür wurden in den Vereinigten Staaten über einen längeren Zeitraum die Sitzzeiten im Alltag von etwa 6.000 älteren Frauen mit einem Durchschnittsalter von 79 Jahren untersucht – also ein Alter, in dem Sitzen oft einen großen Teil der Tagesgestaltung einnimmt. Eine hohe Bildschirmzeit und wenig Bewegung, das sind Faktoren, von denen gerade ältere, weniger mobile Menschen betroffen sind. Genau darin liegt jedoch das Risiko. In der Studie konnte nachgewiesen werden, dass Frauen mit höheren Sitzzeiten ein 57 Prozent höheres Sterberisiko haben als Frauen mit niedrigeren Sitzzeiten. Betrachtet man ausschließlich kardiovaskuläre Erkrankungen, haben Frauen mit höheren Sitzzeiten sogar ein 78 Prozent höheres Risiko, an einer solchen Erkrankung zu sterben. Es handelt sich vermutlich also nicht einfach nur um altersbedingte und -gerechte Risiken und Endpunkte. Ein bestürzender Befund, vor allem, wenn man bedenkt, dass kardiovaskuläre Erkrankungen nicht nur in Deutschland und den USA, sondern auch weltweit die häufigste Todesursache darstellen.

Wichtig ist, dass in der Studie nicht nur die tägliche Sitzzeit insgesamt untersucht wurde, sondern auch die Sitzzeit am Stück. In diesem Zusammenhang konnte festgestellt werden, dass Frauen mit einer höheren Sitzzeit am Stück ein erhöhtes Sterberisiko wie auch ein höheres Sterberisiko speziell bei kardiovaskulären Erkrankungen hatten. Besonders fatal ist es, wenn eine hohe Sitzzeit mit einer hohen Sitzzeit am Stück kombiniert wird. Diese Frauen haben der Studie zufolge die höchste Sterblichkeitsrate.

Ein Plädoyer für mehr Alltagsbewegung – auch im hohen Alter

Was also ist zu tun? Grundsätzlich empfehlen Experten: Mehr Bewegung. Insbesondere für ältere Menschen ist es aber nicht immer einfach, Bewegung in den Alltag zu integrieren. Dazu kommt, dass in der Studie galt: Je höher das Alter, desto höher die Sitzzeit. Mit anderen Worten: Eine Frau mit 75 Jahren hat tendenziell eine niedrigere Sitzzeit am Tag als eine Frau, die 85 ist. Das mag nachvollziehbar sein, ist dadurch aber nicht weniger bedenklich. Mehr Bewegung und reduzierte Sitzzeiten sind in jedem Alter empfehlenswert, umso mehr aber, wenn höhere Sitzzeiten nachweislich zu einem erhöhten Sterberisiko führen können. Insbesondere in unserer alternden Gesellschaft sollte dies nicht einfach von der Hand gewiesen werden. Umso wichtiger ist es also, dass auch ältere Menschen aktiv bleiben oder erfolgreich aktiviert werden können.

Wem es schwer fällt, Bewegung in den Alltag einzubauen, sollte nicht aufgeben, sondern am besten kleinschrittig beginnen. Um einer hohen Sitzzeit am Stück entgegenzuwirken, kann es schon helfen, zwischendurch vom Schreibtisch oder vom Sofa aufzustehen und ein paar Schritte durchs Zimmer zu laufen. An sonnigen Tagen werden die paar Schritte dann vielleicht sogar zum gemütlichen Spaziergang durch den Park oder um den Block im eigenen Quartier. Auch kann es helfen, die Strecke zum Supermarkt nicht wie sonst mit dem Auto, sondern zu Fuß zu bewältigen, oder gegebenenfalls schon eine Station früher aus dem Bus zu steigen. Jede Unterbrechung der Sitzzeit ist ein Schritt in die richtige Richtung.

Am besten ist es natürlich, wie von Experten empfohlen und hier noch einmal zusammengefasst, zusätzlich zur grundsätzlichen Unterbrechung der Sitzzeit auch gezielt körperlichen und sportlichen Aktivitäten nachzugehen

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