Ursprung und genetische Vielfalt des Kakaos

Kakao (Theobroma cacao L.) ist der zentrale Rohstoff der weltweiten Schokoladenproduktion und ein bedeutender Faktor in der globalen Landwirtschaft und im Handel. Die Grundlage für die Vielfalt der Schokoladensorten liegt in der enormen genetischen Diversität des Kakaos, die von den spezifischen Anbaubedingungen, klimatischen Faktoren und den Böden der verschiedenen Regionen beeinflusst wird. Diese genetische Vielfalt führt zu einer großen Bandbreite an Aromen und Qualitätsmerkmalen des Kakaos. Der Ursprung des Kakaos wird in den tropischen Regenwaldgebieten an den Osthängen der Anden im Amazonasbecken verortet, was durch genetische Studien bestätigt wurde. Dieses Gebiet ist nicht nur das Zentrum der Kakaovielfalt, sondern auch die Wiege der Kakaokultur, die vor mehreren tausend Jahren von indigenen Völkern kultiviert wurde.

Titelfoto: Pierre-Yves Babelon/stock.adobe.com

Die ursprüngliche Kakaosorten-Einteilung und bislang angenommene Verbreitungswege

Die Kategorisierung der verschiedenen Kakaosorten ist von großer Bedeutung für die Schokoladenproduktion, die Forschung und die Züchtung neuer Sorten. Traditionell werden vier Hauptsorten unterschieden: Criollo, Forastero, Trinitario und Nacional. Criollo-Kakao, der in Mittelamerika beheimatet ist, wurde von den Olmeken vor etwa 3.800 Jahren in die Region gebracht und dort angebaut. Diese Sorte spielte eine zentrale Rolle in den Kulturen der Maya und Azteken und war auch die erste Sorte, mit der Europäer in Kontakt kamen. Criollo zeichnet sich durch feine Aromen aus und gilt als eine der hochwertigsten Kakaosorten, eine Edelkakaosorte.

Forastero hingegen, der in Südamerika vorkommt, ist für den Großteil der globalen Kakaoernte verantwortlich. Diese Sorte ist robuster und weniger anfällig für Krankheiten, was sie besonders für den Massenkakaoanbau geeignet macht. Daher wird Forastero auch als Konsumkakao bezeichnet. Trinitario, eine Edelkakaosorte, ist eine Kreuzung aus Criollo und Forastero und entstand im Jahr 1727 auf den karibischen Inseln. Sie verbreitete sich später auch in Afrika, Asien und Ozeanien. Nacional, eine weitere Kakaosorte, stammt aus Ecuador und wird aufgrund ihrer einzigartigen Aromen ebenfalls zu den Edelkakaos gezählt.

Kakaonutzung in Lateinamerika weitaus älter als erwartet

In der modernen Forschung hat sich das Verständnis der genetischen Vielfalt des Kakaos erheblich erweitert. Im Jahr 2008 zeigte eine molekulargenetische Analyse von Mikrosatelliten, dass Kakao in mindestens zehn genetische Cluster unterteilt werden kann. Diese neuen Erkenntnisse haben die traditionelle Einteilung der Kakaosorten verfeinert. Zu den genetischen Clustern gehören unter anderem Amelonado, Contamana, Nanay, Purús und weitere. Diese Cluster bieten eine präzisere Einteilung, die nicht nur für die Forschung, sondern auch für die Züchtung von Bedeutung ist. Durch die genetischen Analysen konnte auch nachgewiesen werden, dass indigene Völker bereits vor etwa 5.800 Jahren Kakao in Süd- und Mittelamerika nutzten, was durch DNA-Untersuchungen an alten Tongefäßen bestätigt wurde.

Besonders überraschend war die Entdeckung von Amelonado-DNA in Tongefäßen aus Mexiko, was auf einen genetischen Austausch zwischen Südamerika und Mittelamerika bereits vor der Ankunft der Europäer hindeutet. Bisher ging man davon aus, dass die Verbreitung von Amelonado vor allem durch die Europäer erfolgte, die diese Sorte in die Karibik und nach Westafrika brachten.

Kakaosektor mit pragmatischem Ansatz für die Vermarktung

Trotz dieser neuen genetischen Erkenntnisse bleibt der globale Kakaomarkt relativ simpel in zwei Hauptkategorien unterteilt: „Edelkakao“ (Criollo, Nacional und Trinitario) und „Konsumkakao“ (Forastero). Der Großteil des weltweit produzierten Kakaos entfällt auf Konsumkakao, während Edelkakao nur etwa 12 Prozent der Ernte ausmacht. Diese Unterscheidung spiegelt sich auch im Handel wider, wo Edelkakao aufgrund seiner besonderen Aromen einen höheren Marktwert hat.

Die genetische Vielfalt des Kakaos ist nicht nur für den Geschmack und die Qualität von Schokolade von Bedeutung, sondern auch für die Nachhaltigkeit des Kakaobaums. Mit der fortschreitenden Klimaveränderung und der Bedrohung durch Pflanzenkrankheiten wird die Züchtung widerstandsfähiger Kakaosorten immer wichtiger. Die Erkenntnisse der modernen Forschung über die genetischen Cluster bieten hier neue Ansätze, um Sorten zu entwickeln, die sowohl eine hohe Widerstandsfähigkeit als auch besondere Aromen aufweisen.

Genetische Vielfalt des Kakaos weitaus größer als gedacht

Derzeit befindet sich die Forschung weiterhin in einem Prozess der Entdeckung neuer genetischer Gruppen, die die traditionelle Einteilung von Kakao herausfordern. Eine dieser neu entdeckten Gruppen wird vorläufig „Admixed“ genannt und könnte in Zukunft weitere Erkenntnisse über die Vielfalt des Kakaos liefern. Diese Entwicklungen zeigen, dass die genetische Vielfalt des Kakaos weit größer ist als ursprünglich angenommen. Die zukünftige Forschung wird nicht nur dazu beitragen, die Züchtung zu optimieren, sondern auch das Wissen über die historische Verbreitung des Kakaos weiter vertiefen.

Fazit

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die moderne Forschung unser Verständnis des Kakaos revolutioniert hat. Die Entdeckung neuer genetischer Cluster bietet nicht nur Chancen für die Züchtung und den Handel, sondern verändert auch die Art und Weise, wie wir die Geschichte des Kakaos und seine Bedeutung für verschiedene Kulturen betrachten. Die genetische Vielfalt des Kakaos bleibt ein faszinierendes Feld, das auch in den kommenden Jahren viele neue Erkenntnisse liefern wird.

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