Bewegungsfreudige Kinder braucht das Land

Kinder und Jugendliche in Deutschland müssen sich mehr bewegen! Aber wie bringt man sie dazu?

In Deutschland sind 15,4 Prozent der 3- bis 17-jährigen Kinder und Jugendlichen übergewichtig, 6 Prozent sogar adipös (fettleibig). Zwar sind die Zahlen in den letzten Jahren nicht weiter gestiegen, trotzdem sind sie beunruhigend hoch.

Die Gründe für die Entstehung von Übergewicht sind weithin bekannt: Körperliche Inaktivität, lange Sitzzeiten – auch durch exzessive Mediennutzung –, ungünstiges Ess- und Trinkverhalten, Schlafdefizit, genetische Disposition usw.

Ein wichtiges Ziel wäre es also unter anderem, aus unserer Sitzwelt wieder eine Bewegungswelt zu machen. Dazu aber gab es für Deutschland bis zum Jahr 2018 keine fundierten Empfehlungen. Wie viel Bewegung brauchen Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene und Senioren, und wie gestaltet man Maßnahmen der Bewegungsförderung auf der Grundlage evidenzbasierter Ergebnisse?

Mit diesen Fragen beschäftigte sich eine Expertengruppe unter Leitung des Bundesministeriums für Gesundheit (BMG), die durch Auswertung einer Vielzahl an Studien wissenschaftlich fundierte Empfehlungen formulierte und zusätzlich Praxistipps gab – auch für die Bewegungsförderung im Kindes- und Jugendalter:

Säuglinge und Kleinkinder: So viel Bewegung wie möglich!

Kindergartenkinder: 180 Minuten und mehr pro Tag

Grundschulkinder und Jugendliche: 90 Minuten moderate bis intensive Bewegung pro Tag, davon können „Alltagsaktivitäten“ 60 Minuten ausmachen

Eine Empfehlung für Kinder: 12.000 Schritte pro Tag.

Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sind Kinder und Jugendliche ausreichend aktiv, wenn sie sich pro Tag 60 Minuten mäßig bis intensiv körperlich bewegen. Diese Empfehlung ist also etwas niedriger angesetzt als die des deutschen Expertenkollektivs, wird aber trotzdem nur von 22,4 Prozent der Mädchen und 29,4 Prozent der Jungen im Alter von 3 bis 17 Jahren in Deutschland erreicht.

Es ist eindeutig: Insbesondere Kinder und Jugendliche müssen sich mehr bewegen! Aber wie bringt man sie dazu?

Hierzu geben die Experten einige alltagstaugliche Hinweise. Sie betonen beispielsweise, dass Eltern einen großen Einfluss haben – positiv wie negativ. Wichtig sei vor allem, dass der Spaß an Bewegung und Sport geteilt und dadurch glaubhaft vorgelebt werde. Diese Aussage wird von der sog. KiGGS-Studie (Studie zur Gesundheit von Kindern und Jugendlichen in Deutschland) untermauert. Sie zeigt, dass Eltern, die selbst Sport treiben, meist auch sportlich aktive Kinder haben. Oder anders herum ausgedrückt: „Mädchen und Jungen, deren Mütter oder Väter mindestens eine Stunde wöchentlich Sport treiben, haben eine doppelt so hohe Chance, selbst Sport zu treiben als Mädchen und Jungen, deren Mütter oder Väter weniger als eine Stunde pro Woche Sport treiben.“

Von der KiTa bis hin zur Schule sollten gut qualifizierte pädagogische Fachkräfte dafür sorgen, dass es Bewegungsräume zur freien Gestaltung der Kinder gibt, und sie sollten das Tun der Kinder begleiten. Eltern und Bezugspersonen müssen für eine Steigerung der Bewegungsaktivitäten eingebunden werden.

Neben dem Sport ist auch Alltagsbewegung für das Wohlergehen der Kinder wichtig.

Anbei ein paar Vorschläge für Eltern und Bezugspersonen, um die kindliche Bewegung zu fördern:

Fazit: Je höher die körperliche Aktivität ist, desto höher ist der gesundheitliche Nutzen!

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