Starkes Übergewicht gilt als einer der zentralen Risikofaktoren für die Entstehung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes. Eine Untersuchung der Universität Regensburg kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass dieses Risiko zwischen Frauen und Männern nicht gleichmäßig verteilt ist.

Zu viel Körperfett für Frauen weniger folgenreich

Starkes Übergewicht gilt als einer der zentralen Risikofaktoren für die Entstehung von Folgeerkrankungen wie Herzinfarkt, Schlaganfall und Diabetes. Eine Untersuchung der Universität Regensburg kommt jetzt zu dem Ergebnis, dass dieses Risiko zwischen Frauen und Männern nicht gleichmäßig verteilt ist.

Erstaunlicherweise war jede sechste Studienteilnehmerin „gesund adipös“ – das heißt, die Person ist zwar stark übergewichtig, weist aber keine weiteren Erkrankungen auf, die unter das metabolische Syndrom fallen. Bei den Männern fiel der Anteil deutlich geringer aus. So meldet die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie – Herz- und Kreislaufforschung e. V. (DKG): Stark adipöse Frauen sind weniger durch Begleiterkrankungen des Herzens und Stoffwechsels gefährdet als gleichaltrige ebenfalls übergewichtige Männer. Die Ergebnisse der Regensburger Studie wurden Anfang Oktober 2021 im Rahmen der Herztage der DGK vorgestellt.

Risikofaktor Bauchfett

Bei Frauen und Männern setzt sich Fett an unterschiedlichen Körperstellen an. Bei Frauen sind dies eher die Hüften und das Gesäß, bei Männern eher der Bauch. Dies wird phänotypisch häufig auch als Birnen- oder Apfelsilhouette bezeichnet. Dies scheint daran zu liegen, wie unterschiedlich Männer und Frauen Fettreserven speichern: Frauen eher unter der Haut (subkutan), Männer eher in Organnähe (viszeral). Dieses viszerale Fett gilt als eher problematisch, gar als Risikofaktor für die Entstehung von Erkrankungen. Denn die Fettzellen im Bauchbereich sind nicht nur Energiespeicher, sondern auch besonders daran beteiligt, Hormone zu produzieren. Diese können den Blutdruck erhöhen, sich negativ auf den Insulinhaushalt auswirken und Entzündungsprozesse auslösen. Mögliche Folgen können Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Diabetes sein. Schon eine Langzeitstudie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) hatte ergeben, dass die Insulinempfindlichkeit des Gehirns ein entscheidender Faktor dafür sein könnte, wo sich Körperfett anreichert und ob und wie erfolgreich Lebensstil-Interventionen sein können.

Die Regensburger „Weight Reduction and Remodeling“-Studie unter der Leitung von Professor Dr. Andrea Bäßler hatte das Ziel, geschlechterspezifische Unterschiede beim Risiko für Herz- und Stoffwechselerkrankungen bei sehr adipösen Patientinnen und Patienten zu untersuchen. Frauen hatten unabhängig davon, ob sie adipös waren, einen wesentlich höheren Körperfettanteil als Männer. Dennoch wiesen Männer deutlich häufiger Zucker- und Fettstoffwechselstörungen sowie Bluthochdruck – zusammengenommen als metabolisches Syndrom bezeichnet – auf als Frauen.

Junge Männer besonders betroffen

Besonders stark waren die Unterschiede bei Menschen unter 40 Jahren. Nahezu drei Viertel der Männer und nur etwas mehr als ein Drittel der Frauen waren in dieser Altersgruppe betroffen. Adipöse Probandinnen und Probanden, die außer der Adipositas keine weiteren Kriterien des Metabolischen Syndroms erfüllten, wurden als „gesunde Adipöse“ klassifiziert. Die Gruppe der „gesunden Adipösen“ war bei den adipösen Männern quasi nicht vorhanden: Nur 4 Prozent der Männer waren tatsächlich „nur“ adipös. Demgegenüber erfüllten immerhin 16 Prozent der Frauen die Kriterien.

Um alle Gründe für dieses unterschiedliche Risiko zu ergründen, sind laut DGK-Meldung noch weitere Studien erforderlich. Bei der Studie wurden bei 356 Adipositas-Patientinnen und -Patienten sowie 76 Personen einer nicht adipösen Vergleichsgruppe Faktoren wie Körperform, Alter, Alkoholkonsum, Bewegung und Ernährung berücksichtigt.

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