
„Wo bleiben technische Leitlinien für Agroforstsysteme?“
Wie Agroforstsysteme für Kakao klimabedingte Produktions-risiken verringern können
Dieser Beitrag plädiert für umfangreiche Investitionen in Forschung und Entwicklung, um einen „Goldstandard“ für Kakao-Agroforstsysteme zu schaffen, der ökologische Nachhaltigkeit und bessere Lebensbedingungen für die bäuerlichen Gemeinschaften ermöglicht. Öffentlich-private Partnerschaften sind unerlässlich, um diese Lücke zu schließen und den Kakaosektor in einen integrativeren und klimaresistenteren Wirtschaftszweig zu transformieren. Als Teil dieses Beitrags liefern die Autorinnen eine umfassende Literaturübersicht auf Basis umfangreicher Recherchen (einschließlich etwa 100 Studien und Berichte über die Verfügbarkeit von agronomischen Daten zur Kakaoproduktion im öffentlichen Bereich). Ihr Fazit: Es mangelt an zugänglicher Forschung, die sich mit der Anpassung des Kakaoanbaus an die neuen klimatischen Bedingungen durch innovative agronomische Praktiken befasst.
Öffentlich zugängliche Daten und wissenschaftliche Informationen zu Agroforstsystemen für Kakao
Eine der größten Herausforderungen ergibt sich aus Agroforstversuchen mit sonnenverträglichen Kakaosorten. Unter diesen Bedingungen können die Pflanzen anfällig für Krankheiten werden. Außerdem reagieren viele Klonsorten empfindlich, wenn sie mit Stressfaktoren wie längeren Dürreperioden oder übermäßig intensiven und lang anhaltenden starken Regenfällen konfrontiert werden, die ganze Gebiete überfluten können.
Theobroma cacao reagiert sehr empfindlich auf Temperatur- und Niederschlagsschwankungen, was ihn besonders anfällig für die Auswirkungen des Klimawandels macht. Als tropische Pflanze aus dem Amazonas-Regenwald gedeiht die Art am besten in feucht-warmen Klimazonen mit einer maximalen jährlichen Durchschnittstemperatur von 30 bis 32 °C und einer minimalen Durchschnittstemperatur von 18 bis 21 °C. Neben der Temperatur beeinflusst die Niederschlagsmenge Ertragsschwankungen stärker als andere Klimafaktoren. Die Fähigkeit des Bodens, Feuchtigkeit zu speichern, ist nur während Trockenperioden von Bedeutung und spielt in Regionen, in denen die Niederschläge gleichmäßig über das Jahr verteilt sind, keine Rolle. Kakao braucht viel Niederschlag – 1.500 bis 2.000 mm pro Jahr – und innerhalb dieses Bereichs schränken die saisonalen Niederschläge und die Länge der Trockenperioden den Anbau erheblich ein. Eine Trockenzeit mit weniger als 100 mm Niederschlag über mehr als drei Monate gilt als kritische Schwelle für das Wachstum und den Ertrag von Kakao.
Die Auswirkungen von Wasserdefiziten auf die frühe Entwicklung der Kakaoschoten sind bislang kaum erforscht
Längere Trockenperioden können, wie auch andere klimabedingte Ereignisse, die Größe und den Ertrag von Kakaobohnen aufgrund höherer Blütenabbruchraten und vermehrter Verwelkung erheblich reduzieren. Längere Trockenperioden beeinträchtigen die Blütenproduktion und führen zum Absterben der Blüten, wodurch das Überleben der bestäubten Blüten, die Schotengröße und der Trockenertrag der Bohnen verringert werden. Auch die Anzahl der Bohnen pro Kakaofrucht sowie die Größe und das Gewicht der Bohnen nehmen ab. Die Auswirkungen des Wasserdefizits auf die frühe Entwicklung der Kakaoschoten sind bislang kaum erforscht. Kakaosamen wandeln Saccharose in Öl und Lipide um. Forscher vermuten, dass dieser Prozess bei Wassermangel durch eine verringerte Kohlenstoffaufnahme gestört wird, was zu eingeschränktem Zuckertransport und geringerer Lipidablagerung führt. Dies könnte eine Erklärung für das geringere Samengewicht sein, das unter Wassermangel beobachtet wird. Die Schließung der Wissenslücke ist von entscheidender Bedeutung für den Übergang von der symbolischen Anpflanzung von Bäumen zur Einhaltung der Vorschriften zur Minderung der Produktionsrisiken und zur Verbesserung der Rentabilität in der gesamten Kakaolieferkette.
Kurz und bündig: Ohne gezielte Investitionen in die Forschung bleiben die technischen Stellschrauben für eine klimaresistente, nachhaltige Kakaoproduktion unklar – mit weitreichenden Folgen für die Bauerngemeinschaften, die gesamte Kakaoversorgungskette und letztlich auch für die Umwelt.
Die Originalveröffentlichung und Langfassung dieses Beitrags finden Sie HIER.