Die Forscher haben dafür die Daten von mehr als 8.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmern im Alter von 18 bis 79 Jahren ausgewertet, von denen etwa die Hälfte männlich und die Hälfte weiblich war. Die Ergebnisse waren eindeutig: Insgesamt waren 13,1 Prozent der Teilnehmenden von sozialer Isolation betroffen. Es gab dabei klare Unterschiede zwischen von Adipositas betroffenen und normalgewichtigen Menschen. Während bei Menschen ohne Adipositas im Schnitt nur 11,4 Prozent an sozialer Isolation litten, waren es bei Menschen mit Adipositas 20,4 Prozent.
Gibt es einen Zusammenhang zwischen Einsamkeit, Adipositas und psychischer Gesundheit?
Gesellschaftlicher Druck auf adipöse Menschen
Wie lässt sich dieser Unterschied erklären? Dem Leipziger Forschungsteam zufolge sind die Gründe vielfältig. Einerseits ist da das Mobilitätsproblem – Adipositas kann mit eingeschränkter Mobilität einhergehen. Dies wiederum kann das Knüpfen und Aufrechterhalten von sozialen Kontakten erschweren, was langfristig zu einer reduzierten sozialen Aktivität der Betroffenen führt und somit die soziale Isolation und Gefühle der Einsamkeit steigert. Andererseits sehen sich von Adipositas betroffene Personen nachweislich einer gesellschaftlichen Stigmatisierung und Diskriminierung ausgesetzt, was soziale Kontakte ebenfalls beeinträchtigen kann. Dazu kommt das eigene Selbstwertgefühl: Wer sich tagtäglich Vorurteilen ausgesetzt fühlt, könnte diese internalisieren. Das wiederum könnte zu einem sozialen Rückzug und damit zu sozialer Isolation der Betroffenen führen. Zu den möglichen Konsequenzen, gleichzeitig adipös und sozial isoliert zu sein, zählt unter anderem eine Belastung der psychischen Gesundheit, darunter etwa ein erhöhtes Risiko für Depression.
Gesellschaftliche Hilfestellung per Body-Positivity und insgesamt freundlicherer Haltung
Klar ist jedenfalls: Adipöse Menschen haben es oft nicht leicht – und das nicht nur aus gesundheitlichen, sondern auch aus sozial-gesellschaftlichen Gründen. Das ist umso problematischer, da Adipositas ebenso wie soziale Isolation das Krankheits- und Mortalitätsrisiko begünstigen und zusammengenommen auch die psychische Gesundheit beeinträchtigen können. In Kombination stellen Adipositas und soziale Isolation ein dringendes Problem dar, das angegangen werden sollte. Die Leipziger Forschungsgruppe sieht gesellschaftlichen Handlungsbedarf. Initiativen wie die Body-Positivity-Bewegung etwa können der Stigmatisierung entgegenwirken und somit langfristig auch die soziale Isolation der von Adipositas betroffenen Menschen verringern. Dazu aber sind also wir alle gefragt: Um gesellschaftliche Veränderungen zu erwirken, sollten so viele wie möglich mithelfen. Dabei ist es nicht immer nötig, sich aktivistisch oder politisch zu engagieren; oft kann schon eine innere Haltung ein wichtiger Schritt zur Veränderung sein.