Schokoladengenuss, hier Edelfeintafelstücke

Beeinflusst Hintergrundmusik die Akzeptanz von Lebensmitteln?

Ein Gastbeitrag von Dr. Eva Derndorfer, Wien

Musik berührt uns emotional. Sie kann uns aktivieren oder beruhigen, uns glücklich oder traurig machen, Erinnerungen in uns wecken, uns nostalgisch oder melancholisch fühlen lassen, oder uns zu sportlichen Höchstleistungen motivieren. Sogar Schmerzen lassen sich musikalisch lindern.

Analog versetzt uns Essen in verschiedene Stimmungen, es kann Glücksgefühle hervorrufen, uns Energie verleihen oder uns schlapp fühlen lassen. Im Umkehrprinzip beeinflusst unsere Stimmung, welches Essen wir auswählen.

Was liegt also näher, als den Einfluss von Hintergrundmusik aufs Essen zu untersuchen? Bekannt ist, dass bei schnellerer Musik auch schneller gegessen wird.  Aber spielt das Musikgenre eine Rolle? Und hängt der Einfluss der Musik nur von dieser selbst ab, oder auch vom verzehrten Lebensmittel?

Forscherinnen und Forscher an der University of Arkansas, USA, haben den Einfluss von verschiedenen Musikgattungen auf die sensorische Wahrnehmung und Akzeptanz von Milchschokolade – einem emotional empfundenen Lebensmittel –, sowie von roter Paprika, einem emotional weitgehend neutralen Produkt, untersucht.

Dafür wurde dasselbe Musikstück (Air on the G string aus Johann Sebastian Bachs Suite Nr. 3 in D-Dur) in acht verschiedenen Versionen untersucht: Jede Version entsprach einem der Genres klassisch, Jazz, Hip-Hop und Rock und wurde entweder von einer Person oder von mehreren Musikern interpretiert. Im ersten Fall wurden die vier Versionen extra für diese Studie mittels einer digitalen Audio-Workstation von derselben Person erstellt, im zweiten Fall waren entsprechende Versionen mit Ausnahme der Hip-Hop Version kommerziell verfügbar (z. B. klassisch – aufgenommen von Sarah Chang, den Berliner Philharmonikern und Placido Domingo; oder z. B. Jazz – aufgenommen von Gentle Rain, Jinurock Entertainment).

Die Testpersonen saßen einzeln mit Kopfhörern in Prüfkabinen und bewerteten zuerst ihre momentane Stimmung und ihren Hungerzustand. Nach einer „Aufwärmübung“ bekam jeder Teilnehmer und jede Teilnehmerin hintereinander acht Musik-Lebensmittel-Kombinationen (vier Musikstile, jeweils in Kombination mit Milchschokolade oder roter Paprika). Die Reihenfolge der Kombinationen wurde systematisch variiert. Die Testpersonen hörten 45 Sekunden lang ein Musikstück und erhielten dann das zu verkostende Lebensmittel bei fortlaufender Musik. Die Testpersonen bewerteten die empfundene Geschmacksintensität und Geschmacksakzeptanz des vorliegenden Produktes, den Textureindruck und zuletzt ihren Gesamteindruck des Lebensmittels an einer Skala. Anschließend bewerteten sie die Vertrautheit mit dem jeweiligen Musikstück sowie wie angenehm und stimulierend sie die Musik empfanden. Zwischen den acht Verkostungen gab es Wasser zur Gaumenneutralisation und eine kurze Pause.

And the winner is: Schokolade und Jazz

Insgesamt änderte das Musikgenre den Gesamteindruck der Lebensmittel; diese wurden bei Jazz besser als bei Hip-Hop bewertet. Das spiegelt auch die Bevorzugung für die Jazzvariante im Vergleich zu Hip-Hop wider – die Studienteilnehmenden bewerteten Jazz als angenehmer im Vergleich zu Hip-Hop. Allerdings bewerteten sie auch klassische Musik als angenehmer, der Effekt übertrug sich jedoch nicht auf die Lebensmittel.

Der beobachtete Effekt war aber auch abhängig vom Produkt. Bei Paprika gab es keine Änderungen in der Empfindung in Abhängigkeit von der gehörten Musik, wohl aber bei der Schokolade. Die Studienteilnehmerinnen und Studienteilnehmer bewerteten den Gesamteindruck der Schokolade bei Jazzmusik signifikant besser als bei Hip-Hop oder Rockmusik. Die Geschmacksintensität und Texturbewertungen blieben unbeeinflusst. Das Geräusch, das Paprika beim Verzehr erzeugt, könnte dabei eine Rolle gespielt haben. Zerbeißt man Paprika, kann das eigene Kaugeräusch von der Musik ablenken, diese überlagern oder sich sogar mit ihr aufsummieren. Lässt man hingegen Schokolade im Mund zergehen, ist dies ein lautloser Prozess.

Nicht zuletzt spielte eine Rolle, ob das Musikstück von einer Einzelperson oder von mehreren Musikern interpretiert wurde. In ersterem Fall bevorzugten die Testpersonen den Geschmack der Lebensmittel bei Jazz mehr als bei Hip-Hop. Auch der Gesamteindruck der Lebensmittel schnitt bei Hip-Hop schlechter als bei allen anderen Musikstücken ab. Bei mehreren Musikern konnte hingegen kein Effekt des Musikgenres beobachtet werden. Eine mögliche Erklärung dafür liegt in der zunehmenden Komplexität der Musikstücke, wenn mehrere Künstlerinnen und Künstler beteiligt sind.

Musik als Genussverstärker

Was bedeutet das für den Alltagsgenuss? Musik ist in der Lage, den ohnehin ausgeprägten Genuss von Schokolade noch weiter zu verstärken. Die Auswahl des Musikstückes (Genre, Komplexität) macht dabei allerdings einen Unterschied.

Titelfoto: © BDSI

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